Aktuelle GMP-Mängel zum Thema Validierung/Qualifizierung/Kalibrierung aus Sicht der MHRA

In unserer News vom 9. Juli 2012 berichteten wir über einen Veröffentlichung zum Thema Inspektionsergebnisse der MHRA (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency, MHRA). Die MHRA ist die Zulassungs- und GMP-Aufsichtsbehörde in Großbritannien. Der Zeitraum des Berichts umfasst April 2011 bis März 2012 und beschreibt Auffälligkeiten bei 303 Inspektionen. Insgesamt wurden 26 kritische und 644 schwerwiegende Beanstandungen notiert.

Da es relativ selten Veröffentlichungen zu GMP-Mängeln von europäischen Behörden gibt, ist es lohnenswert, auch über die eigentliche Top Ten-Liste der Mängel hinaus, in diese Veröffentlichung zu blicken. 

Schwerpunkt der nachfolgenden Betrachtung ist der Themenkomplex Prozess-Validierung/Anlagen-Qualifizierung/Kalibrierung.

Schon beginnend bei Platz 10 "Prozessvalidierung" in der Mängelliste werden interessante Beobachtungen genannt. So finden sich hierzu auch Zitate zum Thema Risk Assessment ("...same score were prioritised within the group", "...no risk assessment available..."). U.a wurde auch kritisiert, dass Pläne keinen Bezug zum standortspezifischen Validierungsmasterplan hatten. Einige Mängel betrafen die Thematik Revalidierung und Rekalibrierung (z. B. von Blisterprozessen) bzw. die Bewertung des Validierungsstatusses (PQR).  Auffallend sind Mängel, die eigentlich in die eigenständige Rubrik Qualifizierung (oder wie im Bericht "equipment validation" genannt) fallen. So kritisierte die MHRA u.a. bei der IQ/OQ eines Mischers unzureichende Details in Bezug auf die Akzeptanzkriterien. Außerdem wurden Abweichungen nicht weitergehend bearbeitet ("no explanation or impact was documented"). Ebenfalls bemängelt wurde die fehlende Vorgabe in der IQ/OQ-Dokumentation zur Identifizierung von Kalibrierungs- u./o. Wartungsanforderungen und deren Einbindung in das Wartungssystem. Weitere "Klassiker" -  auf Validierung bezogen - sind: kein vorab freigegebener Validierungsplan, kein Validierungsbericht vorhanden, kein formaler Abschluss der Validierung.

Interessant ist auch, wie die Top Ten-Liste - auf den Themenkomplex Validierung/Qualifizierung/Kalibrierung bezogen - weitergeht:

11. Design und Wartung von Räumlichkeiten
13. Design und Wartung der Ausrüstung
15. Validierungsmasterplan und Dokumentation
25. Qualifizierung ("Equipment Validation")
32. Kalibierung
40. Reinigungsvalidierung
43. Computerisierte Systeme - Validierung
47. Computerisierte Systeme - Dokumentation
49. Analytische Validierung
60. Prozessvalidieurung - Rework/Reprocessing

Fazit: Auffallend sind die Mängel hinsichtlich "technischen GMP-Aspekten". So stehen auf Platz 11 und 13 Mängel bezüglich des Designs und der Wartung von Räumlichkeiten und der Ausrüstung. Qualifizierungsmängel und Mängel hinsichtlich Kalibrierung liegen auf Platz 25 und 32. "Relativ" weit abgeschlagen sind Mängel bei der Reinigungsvalidierung (Platz 40), Mängel bzgl. Computerisierter Systeme (Platz 43 und 47), Mängel bei der analytischen Validierung (Platz 49) und gesondert aufgeführt, obwohl zur Prozessvalidieurung gehörend, Mängel beim Rework und Reprocessing (Platz 60).

Details, auch Zitate zu den Beobachtungen, finden Sie im Bericht "Deficiency Data Review - April 2011 to March 2012" der MHRA.

Zusammengestellt von
Sven Pommeranz
CONCEPT HEIDELBERG

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