Deltaferrit in Schweißnähten spezifizieren?
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Der Deltaferrit-Gehalt gibt an, zu welchem Anteil magnetisierbares, raumzentrierteres Gefüge der Eisenatome im Edelstahl vorhanden ist, der im übrigen flächenzentriert aufgebaut ist.
Die Bildung von ferritischen Anteilen bei der Edelstahlherstellung wird durch seine Legierungsbestandteile beeinflusst. Aber auch eine Wärmebehandlung wie Schweißen kann zur Umwandlung im Edelstahlgefüge zu Deltaferrit führen. Der Deltaferrit-Gehalt hat Einfluss auf die Materialeigenschaften des Edelstahls, vornehmlich auf die Korrosionsbeständigkeit. Doch wie sollte der Anteil in Edelstahl für Pharma-Equipment oder Schweißnähten spezifiziert werden?
Bekannt ist der Delatferrit-Gehalt durch die sogenannte Basler Norm 2, die in 90er aus Werksnormen der Basler Chemischen Industrie entstanden ist. Hier wurde der Ferrit-Gehalt auf < 0,5% spezifiziert, was aus heutiger Sicht Unsinn ist. Man dachte über den geringen Deltaferrit-Gehalt die Bildung von Rouge im Edelstahl minimieren zu können, was sich nicht bewahrheitet hat. Im Gegenteil, der Deltaferrit-Gehalt sollte nicht zu gering sein, da sonst das Schweißen des Edelstahls schwieriger wird und es zu violett bis braunen Verfärbungen an der Schweißnaht kommen kann. In der Regel liegt der Deltaferrit-Anteil in Edelstählen (wie 316 L) für die Pharma-Industrie bei < 5%, was eine gute Verarbeitbarkeit und eine ausreichende Korrosionsbeständigkeit gewährleitstet. Dieses Wissen hat sich in den letzten Jahren in der Pharma-Industrie verbreitet, so dass nur noch äußerst selten Anlagenteile gemäß Basler Norm 2 gefordert werden. Doch wie sieht es bei Schweißnähten aus? Hier kam es in letzter Zeit immer wieder zu Anforderungen, deren wissenschaftliche Begründung unklar ist.
Die Forderung nach einem maximalen Ferritanteil für Schweißnähte von zum Beispiel <1% kann nützlich sein, wenn man 90%ige Salpetersäure bei Temperaturen über 70°C verarbeitet. Ein Ferrit-Grenzwert für Schweißnähte von <5% kann dagegen sinnvoll sein und kann mit normalem 316L-Stahl und dem üblichen Orbitalschweißverfahren gewährleistet werden.