EMA veröffentlicht erste Leitlinie für Stammzellentherapie bei Tieren

Am 23. Juni 2017 veröffentlichte das "Committee for Medicinal Products for Veterinary Use" (CVMP) der European Medicines Agency (EMA) ein neues Frage- und Antwortdokument, welches die erste europäische Leitlinie darstellt, die sich auf stammzellenbasierte Medikamente für die Veterinärmedizin bezieht. Das Dokument konzentriert sich sowohl auf die Anliegen der Hersteller als auch auf die der Behörden in Bezug auf die Sterilität von allogenen Stammzellen im Veterinärbereich.

Die EMA erklärte in ihrer Bekanntmachung:

Allogene stammzellenbasierte Veterinärmedikamente stammen aus dem Gewebe (beispielsweise aus Knochenmark oder Fettgewebe) eines Spenders derselben Rasse, nicht vom Empfänger der Zellen. Diese Produkte werden in großen Chargen hergestellt, welche steril sein müssen, da sie per Injektion unmittelbar in den Körper verabreicht werden. Mikrobiologische Verunreinigung kann in verschiedenen Schritten auftreten, von der ersten Entnahme von Zell- und Gewebeproben bis hin zum Verpacken des fertigen Produktes in Behälter wie Ampullen, Spritzen oder Flaschen. Ein kritischer Schritt ist die Gewinnung bzw. die Entnahme der Stammzellen, da es in dieser Phase nicht immer möglich ist, aseptische Methoden anzuwenden. Die Prüfung auf Abwesenheit von Mikroorganismen ist außerdem Schlüssel bei der Kontrolle des Herstellungsprozesses und der Qualität von Zellzubereitungen in ausgewählten Stadien der Produktion. Die Leitlinie gibt Antworten auf acht von ADVENT identifizierten Hauptproblemen, um Hersteller bei der Sicherstellung steriler und sicherer stammzellenbasierter Therapien für tierärztliche Zwecke zu unterstützen.

Bisher war von der EMA keine spezielle Leitlinie über stammzellenbasierte Medikamente für die Tiermedizin verfügbar. Das CVMP identifizierte nach Prüfung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus veröffentlichter Literatur, verfügbaren Leitlinien über Stammzellen für Humanarzneimittel und vom CVMP durch wissenschaftliche Beratung und öffentliche Konsultation gesammelten Erfahrungen die Sterilität von allogenen Stammzellentherapien als einen der Schwerpunktbereiche, in denen es hilfreich und notwendig wäre, eine Leitlinie zu entwickeln. Mehr Anleitung in Bezug auf zellbasierte Produkte und andere Schwerpunktbereiche wie zum Beispiel monoklonale Antikörper befindet sich in der Entwicklung.

Interesse und Forschungsaktivitäten für neue Therapien wie die Stammzellen- und Gentherapie haben in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. ADVENT, eine von CVMP mandatierte Gruppe aus führenden behördlichen Experten, bringt weitreichendes Wissen und Expertise über die wissenschaftlichen Aspekte von Veterinärmedikamenten und deren Regulierung zusammen. Sie wurde von der EMA gegründet, um generelle Leitlinien über die Anforderungen für die Zulassung neuartiger Veterinärmedikamente zur Verfügung zu stellen, und zieht zusätzlich spezifisches Fachwissen für die Entwicklung einer solchen Leitlinie heran. Neuartige Therapien sind solche, die im Veterinärbereich völlig neu sind, weil sie entweder tatsächlich neu und bisher nicht an Tieren angewendet worden sind, oder neu auf dem veterinären Gebiet, obwohl sie in der Humanmedizin bereits bekannt sind.

Bezugnehmend auf die Tatsache, dass eine Verunreinigung mit Mikroorganismen in verschiedenen Schritten des Herstellungsprozesses auftreten kann, wird ein solches Leitliniendokument sowohl für die Hersteller als auch für die Behörden hilfreich sein. Insbesondere Sourcing und Entnahme von Stammzellen sind nicht immer unter aseptischen Bedingungen und mit aseptischen Methoden möglich. Zusätzlich kann das Rohmaterial eine Quelle für Verunreinigung sein, und auch die Verarbeitung in vitro kann ein Risiko darstellen.

Darüber hinaus ist die Prüfung auf Abwesenheit von Mikroorganismen und ihrer Zersetzungsprodukte wie beispielsweise Endotoxine und Pyrogene in ausgewählten Schritten der Produktion und/oder im fertigen stammzellenbasierten Produkt von hoher Bedeutung. Allerdings erschwert die eingeschränkte Eignung gängiger Methoden - insbesondere bei Produkten mit kurzer Haltbarkeit oder aufgrund des Maskierungseffekts bei Endotoxinen - solche Prüfungen in bestimmten Fällen. Dafür verweist das Dokument in seiner Einleitung auf relevante Dokumente der Arzneibücher wie Kapitel

  • 2.6.1 'Sterility',
  • 2.6.7 'Mycoplasmas',
  • 2.6.27 'Microbiological Control of Cellular Products',
  • 5.1.6 'Alternative methods for control of microbiological quality',
  • 5.1.9 'Guidelines for using the test for sterility'

des europäischen Arzneibuches. Im generellen Kapitel 5.14 über "Gene transfer medicinal products for human use" rät das europäische Arzneibuch dazu, genetisch veränderte Zellen auf bestimmte Charakteristika zu prüfen (Sterilität, Mykoplasmen, Endotoxin).

Eine Leitlinie über Rohmaterialien biologischen Ursprungs, 5.2.12 "Raw materials of biological origin for the production of cell-based and gene therapy medicinal products", wurde kürzlich vom Ph. Eur. erstelltt.

Das United States Pharmacopeia (USP) hat das spezielle Kapitel <1046> "Cellular and Tissue-based Products" eingeführt, welches unter anderem Informationen zu Sterilitäts-, Mykoplasmen- und Endotoxintests bereit hält.

Genaueres finden Sie auch in den Fragen und Antworten zu allogenen stammzellenbasierten Produktion für den veterinären Gebrauch: spezielle Fragen zur Sterilität.

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