FDA kritisiert die Nutzung von Pharmaanlagen für Industrieprodukte
In der letzten Zeit sind einige Warning Letters der US FDA veröffentlich worden, die den Nutzen von nicht-dedizierten Anlagen für Pharma- und Nicht-Pharma-Produkten kritisieren. In einem aktuellen Warning Letter wird das nochmals sehr deutlich.
Die FDA kritisiert die Herstellung von freiverkäuflichen Arzneimitteln (Over The Counter, OTC) auf denselben Anlagen, auf denen auch Industrieprodukte, wie z. B. Waschmittel hergestellt werden. Ferner kritisiert die FDA das Fehlen von Reinigungsvalidierungsstudien, auch hinsichtlich der Desinfektion.
Auf die Antwort des Unternehmens, Reinigungsvalidierungsstudien durchzuführen, erwiderte die FDA, dass dies nicht ausreiche. Sie erwartet:
- Details zu Korrekturmaßnahmen, wie Pläne zur Reinigungsvalidierung
- Eine retrospektive Bewertung der Produkte, die auf dem Markt und noch innerhalb der Laufzeit sind, hinsichtlich einer potentiellen Kreuzkontamination mit anderen Arzneimitteln und/oder Industrieprodukten. Das soll eine Risikobewertung umfassen für alle Arzneimittel, die bisher auf den gemeinsam genutzten Anlagen hergestellt wurden.
- Eine umfassende, retrospektive Bewertung der Reinigungseffizienz im Hinblick auf die Gefahr einer Kreuzkontamination. Das umfasst die Identität der Rückstände und andere Anlagen, die möglicherweise nicht korrekt gereinigt wurden. Die Bewertung sollte alle Unzulänglichkeiten der Reinigungsprozesse und -praktiken aufzeigen. Und zwar bezogen auf jedes Teil der Produktionsanlagen, das zur Herstellung von mehr als einem Produkt verwendet wurde.
- Pläne für den Umgang mit den Risiken hinsichtlich Produktqualität und Patientensicherheit für alle Produkte, die noch im Vertrieb sind, einschließlich möglicher Rückrufe oder Marktrücknahmen
- Bestätigung, ob die Herstellung der Arzneimitteln auf dafür nicht vorgesehenen Anlagen in ihrem Betrieb eingestellt wird
- Bei Beibehaltung der Fertigung von Arzneimitteln und Nicht-Arzneimitteln ein Plan, der zeigt, wie die Trennung hinsichtlich spezieller Anlagen für die Herstellung von Arzneimitteln und Industrieprodukten aufrechterhalten wird.
- Bestätigung der Durchführung von geeigneten Kontrollen zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen
- Einen Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen-Plan (CAPA), der angemessene Abhilfemaßnahmen für die Reinigungs- und Desinfektionsprozesse und -praktiken sowie einen Zeitplan, der aufzeigt, wann die Maßnahmen abgeschlossen sind
- Detaillierte Zusammenfassung der Schwachstellen im Reinigungs- und Desinfektions-Prozess im Rahmen des Lebenszyklus der Reinigung und Desinfektion der Ausrüstung
- Beschreibung der Verbesserungen im Reinigungs- und Desinfektionsprogramm, einschließlich der Monitoringmaßnahmen bzgl. der Reinigung und Desinfektion für alle Produkte und Ausrüstung
- Maßnahmen im Änderungsmanagement-System, wie neue Herstellausrüstung oder ein neues Produkt eingeführt wird
- Aktualisierte Arbeitsanweisungen, die Sicherstellen, dass ein geeignetes Programm zur Verifikation und Validierung der Reinigungsprozesse bzgl. Produkten, Prozessen und neuen Produkten implementiert ist.
Ferner fordert die FDA noch Verbesserungen am Reinigungsvalidierungsprogramm mit besonderer Betonung auf "worst-case" Szenarien für die Arzneimittelfertigung. Das umfasst u. a. die Identifizierung und Bewertung des "worst-case":
- Arzneimittel mit höheren Toxizitäten
- Arzneimittel mit höheren Wirkstoffgehalten
- Arzneimittel mit niedriger Löslichkeit im Reinigungsagenz
- Arzneimittel mit Eigenschaften, die sie schwierig zu reinigen machen
- Swabprobenahmestellen zu Orten, die am schwierigsten zu reinigen sind
- Standzeit vor der Reinigung
Fazit: Die Fertigung von Nicht-Arzneimitteln auf Anlagen, auf denen auch Arzneimittel gefertigt werden, erlaubt die FDA nicht. Sämtliche im Markt befindlichen Produkte, die so gefertigt wurden, müssen retrospektiv auf Kreuzkontaminationen bewertet werden. Ein Reinigungsvalidierungsprogramm ist prospektiv einzuführen.
Sie finden den gesamten Warning Letter auf der FDA Website.