FDA Warning Letter Statistik 2010 zu den Themen Prozessvalidierung/Qualifizierung
Im Warning Letter Report 2010 (GMP-News vom 27.Januar 2011) wurde eine Übersicht über die häufigsten GMP "Findings" (Mängel) der FDA im Fiskaljahr 2010 vorgestellt. Das Thema Prozessvalidierung/Qualifizierung wurde dabei nicht gesondert betrachtet, da es nicht eigenständig in den cGMP-Regeln (21 CFR 210/211) aufgeführt ist. Nachfolgend finden Sie eine Auswertung aus den Warning Letters 2010 zu GMP-Mängeln bzgl. Prozessvalidierung und Qualifizierung im Herstellungsbereich.
- Unter den im Jahr 2010 kritisierten Mängeln finden sich auch solche "Klassiker" wie "keine Validierung" durchgeführt" (4x) oder fehlerhafte Validierungs-Chargen, die in den Handel gelangten (4x).
- Auffallend ist auch die hohe Anzahl an unzureichend validierten Prozessen (11x), hauptsächlich unter dem Kapitel 21 CFR 211.100 zu finden. Häufiger wird hier explizit auf die mangelhafte Reproduktion des Prozesses hingewiesen. Bemängelt wurde u. a. auch, dass die Größe der Validierungs-Chargen nicht der kommerziellen Chargen-Größe entspricht und der unkritische Einsatz einer "begleitenden Validierung".
- Auch im Kapitel 21 CFR 211.110 finden sich nochmals Hinweise auf Mängel im Bereich Prozessvalidierung: nichtvalidierte Prozesse (2x, ebenfalls mit dem Hinweis auf Mängel bzgl. Reproduzierbarkeit), eine Prozessvalidierung zeigte deutliche Abweichungen, und 2x wurde eine fehlende Inprozesskontrolle angemerkt.
- In vielen Kapiteln "weitverstreut" finden sich Hinweise zu fehlendem oder unvollständig durchgeführtem Change Control (7x, davon 2x computerisierte Systeme betreffend). Auffällig bei den Mängeln zu Change Control war das häufige Statement, dass eine wissenschaftliche Rationale fehle. Diese Formulierung ist auch bei anderen Mängeln anzutreffen.
- Unter 21 CFR 211.67 fallen auch Mängel zur Reinigungsvalidierung (7x). Hierzu wurden neben dem kompletten Fehlen (5x) auch fehlende Standzeitenvalidierung und unzureichende "Swab-Recovery"-Studien angemerkt.
- Mängel bei der Validierung/Qualifizierung von Wassersystemen wurden 5x zitiert. Darunter auch Dead legs und Design-Mängel im Allgemeinen.
Unzureichende Media Fills fand die FDA 4x, auch hier wurde z. T. das Fehlen eines wissenschaftlichen Ansatzes bzgl. des Umfangs des Media Fills kritisiert, bzw. der Einsatz einer Luftbegasung bei Simulation einer Inertbegasung mit dem Hinweis auf worst case-Bedingungen. - Unter 21 CFR 211.42 finden sich Anmerkungen zu fehlenden/unzureichenden "smoke studies" (3x), 1x wurde die Raumqualifizierung als Ganzes kritisiert.
- Einzelmängel betreffen unzureichende/fehlende "gowning validation", die Revalidierung Sterilisation, die Revalidierung bzgl. Sterilisations-Sicherheit, die Validierung der Stabilitätskammer, die Validierung von Waschzyklen der Stopfenwaschmaschine im Hinblick auf Endotoxine, die Qualifizierung einer Füllmaschine, die Qualifizierung einer Verpackungsmaschine, die PQ von Systemsoftware und eine mangelhafte Kalibrierung.
Fazit: Mängel in der Prozessvalidierung sind auch 2010 wieder sehr häufig vorzufinden. Auch das Thema Change Control wird häufig moniert, wie auch die Reinigungsvalidierung. Gehäuft treten auch Mängel bei der Validierung/Qualifizierung von Wassersystemen, bei Media Fills und der Raumqualifizierung, speziell "smoke studies" betreffend, auf.
Autor:
Sven Pommeranz
CONCEPT HEIDELBERG
PS. In den Veranstaltungen innerhalb des GMP-Lehrgangs "Validierungsbeauftragter" wird intensiv auf Mängel zu Validierungen/Qualifizierungen, die im Rahmen von Inspektionen aufgetreten sind, eingegangen.