Fragen und Antworten aus dem Webinar "GDP Update 2023" - Teil 4
Seminarempfehlung
23./24. Januar 2025
Fast 100 Teilnehmende waren am 16. März 2023 bei unserem Webinar "GDP Update 2023" dabei. Das Ziel der zweistündigen Veranstaltung war es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und geplanten Neuerungen im GDP-Bereich zu geben.
Es wurden u.a. folgende Themenfelder beleuchtet:
- GDP Non-Compliance Reports EU (Findings & mögliche Prävention)
- Neue Veröffentlichungen der EMA
- FDA Warning Letters GDP 2022 (Findings & mögliche Prävention)
- Neue Veröffentlichungen der FDA
- Transportvalidierung: GDP + ASTM
In der Fragerunde nach dem Vortrag wurden viele interessante Aspekte diskutiert. Insgesamt sind über 40 Fragen an den Referenten, Herrn Dr. Christian Grote-Westrick, eingegangen, die er im Nachgang schriftlich beantwortet hat. Wir haben eine Auswahl der Fragen und Antworten für Sie zusammengestellt. Alle Antworten spiegeln die Meinung des Referenten aufgrund seiner Erfahrung wider.
In Teil 1 ging es um die Themenbereiche GDP Non-Compliance Reports, Reklamationen, Transportvalidierung und Mean Kinetic Temperature (MKT). Teil 2 behandelte Fragen zur verantwortlichen Person. In Teil 3 wurden Fragen zu den Themen Risikoanalyse, Kalibrierung und verschiedenen allgemeinen Aspekten beantwortet.
Nachfolgend finden Sie nun den vierten und letzten Teil der Fragen und Antworten.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
1. Gelten die Temperaturanforderungen grundsätzlich auch für den Transport?
Antwort: Da wir beim Transport quasi von einer mobilen Lagerung sprechen, ja. Zu berücksichtigen wäre hier, dass manche Produkte über zusätzliche Stabilitätsdaten verfügen, die eine kurzzeitige Überschreitung der Limits tolerieren.
2. Gibt es ein unteres Limit für die Lagerung bei den verschiedenen Klimazonen?
Antwort: Die ICH Q1 wird angewendet, um die Haltbarkeit von Fertigarzneimitteln, bzw. Wirkstoffen zu bestimmen. Daher sind vornehmlich die hohen Temperaturen von Interesse, welche den Alterungsprozess begünstigen. Sofern keine Angaben auf der Produktkennzeichnung vorhanden sind, ist die Annahme der Raumtemperatur und damit der unteren Grenze von 5 °C empfehlenswert.
3. Gilt die in Antwort 2 genannte Vorgabe nur für Arzneimittel, oder auch für Wirkstoffe und Rohstoffe?
Antwort: Wirkstoffe (API) und Hilfsstoffe (Excipients) sind elementare Bestandteile des Arzneimittels und würden ebenfalls darunterfallen. Sprechen wir bei Rohstoffen von beispielsweise Verpackungsmaterial, so wäre es sinnvoll in der Risikoanalyse evtl. Primär- und Sekundärpackmittel zu betrachten, um so eine Temperaturanforderung bei der Lagerung selbst festzulegen oder nicht.
4. Inwieweit kann man die verkürzten Stabilitätsstudien bei 30 oder 40 °C bzw. -5 °C nutzen?
Antwort: Die verkürzten Studien mit Klimazone III und IV dienen dem Hersteller zur beschleunigten Haltbarkeitsprüfung, welche durch ein fortlaufendes Stabilitätsprogramm nach Inverkehrbringung verifiziert werden muss. Falls der Hersteller zusätzliche Daten liefern kann, die beweisen, dass kurzfristige Überschreitung der Temperatur nicht zur Beeinträchtigung der Gesamthaltbarkeit führt, so können diese zumindest für den Transport genutzt werden. Für die Lagerung wird es schwer, diese zu nutzen, da es nahezu unmöglich ist, Temperaturschwankungen kumulativ den einzelnen Gebinden zuzuordnen.
5. Was ist höher anzusehen, die Temperaturvorgabe auf der Faltschachtel oder die Patientenversorgung?
Antwort: Aus ethischer Sicht sicherlich die Versorgung des Patienten, allerdings betrachten wir hier die Compliance der GDP-Richtlinien. Sicherlich ist im Falle des Falles die Temperaturabweichung beim Transport des Life-Saving-Drug im Deviation Management zu bewerten, aber generell sollte die Temperaturvorgaben zur Sicherstellung der Qualität berücksichtigt werden.
6. Frage zum Thema "keine besonderen Lagerungsbedingungen" für Arzneimittel: Ist der Einbezug der Bedingungen "Accelerated stability testing conditions" erlaubt? Also (kumulativ) kurzfristige (!) Abweichungen bis max. 40 °C während der Lagerung und des Transports?
Antwort: Siehe Frage 4.
7. Ist die Kontrolle und Aufzeichnung von Luftfeuchtigkeit verpflichtend? Welche Regularien fordern das verpflichtend?
Antwort: Verpflichtend sofern die Produktspezifikation des Arzneimittels dieses beschreiben. Nach der Stellungnahme der EMA gilt auch bei Produkten ohne Temperaturanforderung die Einhaltung der Klimazone II (25 +/- 2°C) und damit auch die Anforderung an die maximale Luftfeuchtigkeit (60%, 5% RH). Vielleicht macht es hier Sinn, das Thema Luftfeuchtigkeit in der Risikoanalyse zu betrachten und evtl. im Hochsommer am heißesten Punkt eine Feuchtemessung durchzuführen.
8. Ab welchem Zeitraum sprechen wir von Lagerung? Müssen Hubs während des Transports auch über ein temperaturkontrolliertes Lager verfügen?
Antwort: Lagerung ist zeitlich gesehen zu definieren. Die britische Aufsichtsbehörde akzeptiert 36 Stunden, die irische 48 Stunden. Hier macht es Sinn, den eigenen Prozess zu durchleuchten und die maximale Verweilzeit in Hubs genau zu kennen, um dann risikobasiert festzulegen, ob es sich dabei (vor allem am Wochenende) um Lagerung handelt oder nicht. Sobald es sich um Lagerung handelt, braucht der Hub eine Großhandelserlaubnis durch die dort zuständige Aufsichtsbehörde inklusive RP. Abgesehen davon braucht der Hub eine Temperaturüberwachung, da das Produkt dort verweilt (ob umgeschlagen oder gelagert). Das Management dieser Überwachung kann der Betreiber des Hubs übernehmen, muss aber durch Sie auditiert werden.
9. Um keine Lagerungsbedingungen angeben zu können, müssen die 40 °C Daten für 6 Monate in Ordnung sein. Verstehe ich es richtig, dass, um diese Daten auch zu nutzen, man danach nochmal 36 Monate Langzeitstudien dranhängen muss, um zu begründen, auch über 25 °C lagern zu können.
Antwort: Nicht ganz, um keine Daten auszuzeichnen, bedarf es einer Stabilitätsdatenerhebung nach Klimazone I und II.
Um die Möglichkeit zu haben, kurzfristig die Temperatur zu überschreiten, ohne dass es zu verminderter Haltbarkeit führt, ist genau der von Ihnen beschriebene Prozess notwendig.