Indische GMP Standards - zwei GMP Level?

Sowohl GMP-Abweichungen als auch Datenfälschungen wurden in mehreren Unternehmen in Indien identifiziert. Die FDA hat zahlreiche Warning Letters ausgestellt, die EU hat GMP Non-Compliance Berichte in ihre EudraGMDP-Datenbank veröffentlicht und das EDQM has verschiedene CEPs aufgrund von GMP-Inspektionsergebnissen zurückgezogen.
 
In einem am 28. Januar 2014 von dem Regulatory Focus veröffentlichten Artikel wurde die Frage aufgeworfen, ob indische Unternehmen chronische Datenfälschungsprobleme haben. In dem Artikel werden 7 Firmen in Indien aufgelistet, die einen Warning Letter in den letzten Monaten bekommen haben - alle aufgrund von GMP-Abweichungen und wegen "actually or potentially tampering with their data". Zusätzlich zu diesen 7 Firmen bildet der Ranbaxy-Fall ein eigenes Kapitel. Nicht nur in einer Anlage wurden Datenmanipulationen festgestellt, sondern in mehreren Standorten der Firma. Aus diesem Grund hat die US-amerikanische FDA einen sogenannten "Consent Decree" mit dem Generikahersteller Ranbaxy abgeschlossen. Alle in den Anlagen hergestellten Produkte unterliegen einem sogenannten FDA "Import Alert".  In einer Pressemitteilung schreibt die FDA: "Because this company continued to violate current good manufacturing practice regulations and falsify information on drug applications, the FDA took these actions in an effort to protect consumers." Weiter erklärt Dara Corrigan, FDA Associate Commissioner für Regulatory Affairs: "The FDA continues to be committed to protecting consumers from potentially unsafe products that may be offered on the market." Am 23. Januar 2014 hat die FDA eine zusätzliche Anlage von Ranbaxy zu dem existierenden "Consent Decree" hinzugefügt.
 
Bis jetzt hat die indische Behörde nicht die gleichen Maßnahmen ergriffen, wie die US und europäischen Amtskollegen, was das Aufsichtssystem in Indien in Frage stellt. Denn wenn Inspektionen in den betroffenen Anlagen durch indische Inspektoren ausgeführt wurden, warum sind sie nicht zu den gleichen Ergebnissen gekommen? Der Drug Controller General of India, Mr. G.N. Singh lieferte eine interessante Interpretation - in einem von  live mint & Wall Street Journal veröffentlichten Interview sagte er: "…it must be stated that every country has different measures and we cannot judge Ranbaxy by standards set up by the American drug regulator". Als Mr. Singh über die in drei Ranbaxy Anlagen identifizierten Probleme gefragt wurde, antwortete er: "Some of those were found to be true and my office had told Ranbaxy to take corrective measures. Similar procedures will be followed in this case as well. But I do not think this is a situation which will warrant withdrawal of drugs from the domestic market. Our biggest objective is to maintain good quality of medicines and we are doing that. There are no drugs in the Indian market that are not up to the standards stated under the Drugs and Cosmetics Act." In einer Stellungnahme am Ende des Interviews erwähnte er, er sei "not worried about issues of quality." In einem anderen Interview mit dem Business Standard Press gab Mr Singh er eine alarmierende Aussage für alle Arzneimittel- und Wirkstoffskunden in Europa und in den USA ab. "If I follow US standards, I will have to shut almost all drug facilities". Wenn das stimmt, befinden sich EU und US Unternehmen die Wirkstoffe aus Indien beziehen in einer sehr schwierigen Situation, da Produkte, die die EU-/US- GMP Standards (z.B. ICH Q7 GMP für Wirkstoffe) nicht erfüllen unverzüglich aus dem Markt genommen werden müssen.
 
All das scheint nicht zusammen zu passen. Wie kann die Interpretation der FDA und der EU-Behörden so unterschiedlich zu der der indischen Behörde sein? Die einzige Erklärung ist die Existenz von  zwei unterschiedlichen Qualitätsniveaus; also ein internationales und ein nationales Qualitätsniveau. Eine solche Praxis löst möglicherweise Fragen unter den indischen Verbrauchern aus, die einen unterschiedlichen - und vermutlich - niedrigeren Qualitätsstandard hinnehmen müssten.
 
Es ist wohl unwahrscheinlich, dass die indischen Behörden ihren Ansatz für GMP-Inspektionen und den Qualitätsstandard in ihrem Land überdenken werden. Anstatt im eigenen Land Maßnahmen zu ergreifen, hat der Drug Controller General of India Inspektionen in den USA und in der EU angekündigt.

Welche internationale Auswirkung hat diese Strategie? Europäische Behörden müssen reagieren, da sie von der indischen Behörden die Ausstellung von Written Confirmations zur GMP Compliance verlangen. Ohne Written Confirmation dürfen keine Wirkstoffe in die EU. Aktuell wurden mehr als 200 Written Confirmations von der indischen Behörde ausgestellt. Wenn die Inspektionen die die Grundlage für die Written Confirmation bilden nicht auf den internationalen Standard ICH Q7 (GMP für Wirkstoffe) basierten, verlieren diese Written Confirmations ihre Gültigkeit. Dieser Umstand mag zukünftig für EU-Gerichte relevant werden, dann nämlich, wenn ein Arzneimittel mit einem minderwertigen Wirkstoff in Europa die Patientensicherheit gefährdet.

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