Jahresbericht 2016 der GCP Inspectors Working Group
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Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Freigabe und Distribution
Der neunte Jahresbericht der "Good Clinical Practice Inspectors Working Group" (GCP-IWG) wurde am 18. August 2017 veröffentlicht. Die Gruppe wurde 1997 gegründet und konzentriert sich auf die Harmonisierung und Koordination von GCP-Aktivitäten auf EU-Ebene.
Im Zeitraum des Jahres 2016 führten Inspektorate insgesamt 85 vom CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) angeforderte Inspektionen durch, 42% davon in der EU (bzw. im europäischem Wirtschaftsraum oder der europäischen Freihandelszone), 28% in den USA und 20% in der Region Naher Osten/Asien/Pazifik. Die verbleibenden zehn Prozent der Inspektionen wurden in Süd- /Zentral-Amerika, CIS, Canada und Afrika durchgeführt. Von den 85 Inspektionen waren 56 Routine- und 29 Nichtroutine-Inspektionen. Die meisten Inspektionen wurden an Standorten klinischer Forschung (64%) und Sponsorenstandorten (20%) durchgeführt.
Laut dem Bericht haben die EU-GCP-Inspektoren insgesamt 1.033 Mängel in Prüfzentren weltweit gefunden, von denen 9% als "critical", etwas mehr als die Hälfte als "major" und etwas mehr als ein Drittel als "minor" eingestuft wurden. Zu den Problemen gehörten unvollständige Dokumentationen, Abweichungen zwischen den Quelldaten und den Daten in "Clinical Study Reports" (CSR) sowie Mängel beim Datenmanagement und Trial Monitoring.
Nach Kategorien wurden die meisten Mängel als "General" klassifiziert, gefolgt von "Trial Management (Sponsor)", "Investigational Site" und anderen (z.B. "Investigational medicinal products (IMPs)", "Lab/Technical Facilities", "Informed Consent", und "Computer System").
In der Kategorie "General" wurden die folgenden Zahlen für kritische Funde gemeldet:
- 19 im Bereich "Essentielle Dokumente",
- Jeweils vier in "Quelldokumentation" und "Verträge/Vereinbarungen",
- Jeweils zwei in "Betriebsabläufe", "Qualifizierung/Training", "Organisation/Personal", und "Direkter Zugriff auf Daten".
Zu den Problemen bei essentiellen Dokumenten gehörten das Fehlen von Aufzeichnungen über Blutprobenlieferungen und unvollständige Dokumentationen. In Bezug auf die Quelldokumentation fanden die Inspektoren Abweichungen zwischen Quelldaten und den Daten im CRS.
Im Bereich "Trial Management" gab es elf kritische Mängel beim Trial Monitoring, acht im Datenmanagement und einen in Bezug zum CSR. Die Mängel umfassten nicht ausreichende Überwachungsmaßnahmen vor Ort, ungeeignete Systeme zur Meldung von Protokollverletzungen, Fehlen relevanter Informationen im CSR, und Widersprüche zwischen Quelldaten und den Daten im CRS. Andere festgestellte Mängel beinhalteten die verspätete Umsetzung von Änderungen an einer Studie und das inadäquate Design von Studienprotokollen.
Mängel im Bereich "Investigational Site" waren unter anderem Abweichungen zwischen den Quelldaten (wie etwa Krankengeschichte, Begleitmedikation) und dem CRF (Case Report Form) bei einer Stichprobe der Versuchspersonen, keine Mitteilung an Sponsoren bei unerwünschten Ereignissen, mangelhafte Aufrechterhaltung von IMP Blinding und die Missachtung einer Anzahl von Aufnahmekriterien für einige Patienten.
Neben den CHMP-GCP-Inspektionen werden viele andere als Teil nationaler Programme (Überwachung bei der Durchführung klinischer Studien in Europa, Zulassungsanträge) durchgeführt. Insgesamt wurden in 2016 459 Inspektionen durchgeführt, inklusive der vom CHMP geforderten Inspektionen (85). Die meisten der vom CHMP angefragten Inspektionen wurden von Inspektoren aus mindestens zwei EU-Mitgliedsstaaten durchgeführt. Elf Inspektionen wurden allerdings von Inspektoren aus nur einem Land ausgeführt. Beobachter aus Nicht-EU-Ländern sind immer eingeladen, EU-GCP-Inspektionen in diesen Ländern zu begleiten. Von den 49 nichteuropäischen Inspektionen in 2016 wurden mindestens 18 GCP-Inspektionen, die vom CHMP angefordert waren, von Aufsichtsbehörden aus Drittländern beobachtet, darunter Weißrussland, China, Japan, Russland, Südafrika und die USA, so der Bericht. Darüber hinaus wurden fünf Inspektionen gemeinsam mit den USA durchgeführt.
Aktuelle Themen der GCP IWG Untergruppen
- Im Januar 2017 wurden auf der Website der EMA eine Zahl neuer Fragen und Antworten zu vertraglichen Vereinbarungen mit Lieferanten elektronischer Systeme und Patientendatenintegrität veröffentlicht.
- Eine Gruppe steuerte eine Überarbeitung der "GCP Inspektionsverfahren und Leitliniendokumente", verfügbar in EudraLex Volume 10, bei, um diese an die Vorgaben der neuen "Clinical Trials Regulation" (EU) No 536/2014 (CTR) anzupassen.
- Eine GCP IWG Untergruppe arbeitete an der Entwicklung einer neuen Leitlinie für "risikogerechte Ansätze in klinischen Studien" welche sich auf minimalinterventionelle klinische Prüfungen ("Low-intervention clinical trials") konzentriert und dafür vorgesehen ist, bei der Einführung der neuen CTR zu unterstützen. Der Letilinienentwurf wurde 2016 veröffentlicht und eine Zusammenfassung sowohl der Reaktionen als auch der Antworten darauf ist seit August 2017 auf der Website der EMA verfügbar.
- Andere Untergruppen arbeiten am Leitlinienentwurf des Clinical Trial Master File (im August 2017 zur Konsultation veröffentlicht) und zwei Dokumenten über schwerwiegende Verstöße. Der Leitlinienentwurf für die Meldung schwerwiegender Verstöße gegen die CTR oder das Studienprotokoll wurde im Mai 2017 zur öffentlichen Konsultation publiziert.
- Eine GCP IWG Untergruppe war an der Vorbereitung der funktionalen Aspekte des nach der CTR erforderlichen EU-Portals und der Datenbank beteiligt, insbesondere in Bezug auf die Sammlung betrieblicher Anforderungen für das Inspektionsmodul und der Arbeit an einem Prozess zur Handhabung schwerwiegender Verstöße, die von Sponsoren klinischer Studien gemeldet werden sollen. Dem Bericht zufolge wird erwartet, dass die Inspektoren in einer späteren Phase zum Testen des EU-Inspektionsmoduls involviert werden. Wie bereits zuvor berichtet, wird erwartet, dass die Bestimmungen der CTR in 2019 in Kraft treten werden.
Kontakt mit internationalen Partnern
Die EMA und die US-amerikanische "Food and Drug Administration" (FDA) haben seit 2009 eine gemeinsame Initiative im GCP-Bereich, welche nun um den Bereich Bioäquivalenz erweitert wurde, zusammen mit einigen Mitgliedsstaaten, so der Bericht. Die japanische Aufsichtsbehörde, die PMDA ("Pharmaceuticals and Medical Devices Agency"), hat offiziell den Beitritt zur gemeinsamen Initiative von FDA/EMA erbeten. Im letzten Jahr fand ein Face-to-Face meeting statt, um gemeinsam mit der FDA den Beitrittsprozess zu erörtern.
Lesen Sie mehr auf der Website der GCP Inspectors Working Group der EMA.