Neue Analyse von GMP-Inspektionen der MHRA
Auf Grund des „Freedom of Information Act“ (FOI) stellt die FDA ihre Inspektionsergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung; in der EU hingegen wird seltener öffentlich über Inspektionsergebnisse informiert. Die britische Medicines & Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) bildet hier eine löbliche Ausnahme: Deren GMDP Inspectorate veröffentlichte jüngst ihren „GMP inspection deficiency data trend“ für 2016.
Laut eigener Aussage hat die MHRA ihre Methode zur Erhebung von Daten zu Inspektionsmängeln verbessert. Danach soll diese Auswertung Interessengruppen erlauben, die Schwere und Häufigkeit von Mängeln auf die EU-GMP-Vorgaben zu referenzieren, einen Überblick zu bekommen, was als „critical“, „major“ und „other“ eingestuft wird und „High Impact“ und „High Frequency“-Probleme zu identifizieren.
Im Jahr 2016 untersuchte die MHRA 242 britische Hersteller und führte 82 Inspektionen in Übersee durch. Auf der Top-10-Liste der kritischen und erheblichen Abweichungen in allen inspizierten Bereichen stehen die Funde bezüglich des „Quality System“ wie auch im Vorjahr an oberster Stelle. Außerdem gibt es eine neue Nummer zwei: „Sterility Assurance“ war im Jahr 2015 gar nicht in den Top 10 vertreten (siehe Abb. 1). Dies deckt sich auch mit aktuellen Funden der FDA.
Die meisten der jeweiligen Funde zum Kapitel 1 des EU-GMP Leitfadens (Pharmaceutical Quality System) beziehen sich auf Kapitel 1.4, welches die Voraussetzungen für ein angemessenes Pharmaceutical Quality System beschreibt und auf Kapitel 1.8, welches die notwendigen GMPs definiert.
Erneut beziehen sich viele der Beobachtungen auf die Handhabung von Abweichungen und CAPA, wie viele Beispiele im Bericht zeigen. Allerdings sind viele Mängel auch darauf zurückzuführen, dass bei der Einführung von PQS (Pharmaceutical Quality System) und PQR (Product Quality Review) die Kontrolle durch das obere Management fehlt. Wie auch im Jahr davor konzentriert sich die MHRA darauf, sicherzustellen, dass Neuerungen in den EU-GMP-Vorgaben erfasst, überprüft und eingeführt worden sind.
Der Bericht listet Bespiele für alle relevanten Kapitel und Anhänge des EU-GMP Leitfadens, um Interessengruppen die Möglichkeit zur Selbstkontrolle zu geben und eine fortlaufende Verbesserung ihrer eigenen Bewertungen von Mängeln vorzunehmen.
Bezüglich des Anhang 16 (Certification by a Qualified Person and Batch Release), erhält eine QP z.B. eine Vorstellung davon, was bei der Zertifizierung erwartet wird. Dieses Jahr wurden außerdem einige Beobachtungen bei der GMP/GDP-Schnittstelle gemacht:
- „Die Vorkehrungen zur Temperaturkontrolle bei Luftfrachtsendungen rechtfertigten nicht, dass nicht jede Palette mit einem Datenlogger versehen war.“
- „Prozeduren erlauben zwar Durchschnittswerte der kinetischen Temperatur (MKT) zu nutzen, um Temperaturabweichungen zu bewerten, es gab jedoch keine Untersuchungen, um den Grund für die Abweichung zu ermitteln.“
- „Mehrere Produkte wurden routinemäßig aus den USA in die EU importiert und dort für den weiteren Export in dritte Länder gelagert. Diese waren jedoch nicht QP-zertifiziert worden, bevor sie für die Exportlieferung freigegeben wurden.“