Neue FDA-Leitlinie zu Risiko-Analysen bei Arzneimitteln, Biologika und Combination Products
Noch im letzten Jahr hatte die FDA einen Entwurf für eine Leitlinie zu einer risikobezogenen Betrachtung von Arzneimitteln, Biologika und Kombinationsprodukten herausgegeben. Die Leitlinie hat insgesamt 13 Seiten, aufgeteilt in 5 Kapitel, ein Glossar und eine Mustertabelle. Sie ist also überschaubar.
Worum geht es?
Der Inhalt der Leitlinie beschreibt eine Nutzer-bedingte Risikoanalyse (User-related Risk Analyses, URRA) und wie diese in "Human Factor Studies" eingebunden werden kann. Nicht aufgenommen in die Leitlinie wurden Methoden zu Design, Ausführung oder die Analyse zu "Human Factor Studies" bei Vergleichsstudien.
Zusätzlich wird explizit auf fünf weitere Leitlinien verwiesen:
- Guidance for Industry and FDA staff Applying Human Factors and Usability Engineering to Medical Devices (February 2016)
- Guidance for Industry Safety Considerations for Product Design to Minimize Medication Errors (April 2016)
- Guidance for industry Safety Considerations for Container Labels and Carton Labeling Design to Minimize Medication Errors (May 2022)
- Guidance for Industry and FDA staff Application of Human Factors Engineering Principles for Combination Products: Questions and Answers (September 2023)
- Draft guidance for industry and FDA staff Contents of a Complete Submission for Threshold Analyses and Human Factors Submissions to Drug and Biologic Applications (October 2018)
Ferner wird ein Angebot der FDA beschrieben, die "Human Factor Studies" (HFS) mit der FDA in Treffen zu diskutieren.
Die URRA ist ein Element in der Bewertung der "Human Factor Studies" (HFS) und unterstützt den gesamten HFS-Prozess als Teil eines gesamten Risikoanalyse-Prozesses.
Relativ klar gibt die FDA die Inhalte einer URRA vor:
- Eine zusammenfassende Liste aller Aufgaben im Zusammenhang mit der Nutzung des Produktes
- Der potentielle Nutzerfehler und "Schäden", die mit den Aufgaben verbunden sind
- Die Festlegung, ob eine Aufgabe eine kritische Aufgabe ist
- Risikokontrollen, die in die Nutzer-Schnittstellen eingebunden sind, um Risiken zu vemindern
- Bewertungen zu Methoden, die eingesetzt werden, um die Effektivität von Risikokontrollen zu bewerten.
Die URRA wird als Schlüsseldokument beschrieben, um einen Human Factor Validierungsplan zu erstellen. Die URRA kann ggf. auch eingesetzt werden, um Compliance mit 21 CFR 4 ("Regulation of Combination Products") zu zeigen.
Erstes Fazit: Die URRA ist ein Schlüsselelement zur Entwicklung einer "Human Factor Validation" unter Einbeziehung der Restrisiken.
Im Kapitel III werden dann sehr detailliert Hinweise zur Entwicklung einer URRA in sieben Schritten gegeben. Die Schritte sind
- Identifizierung von Nutzer-Aufgaben
- Identifizierung potentieller Anwendungsfehler
- Identifizierung der potentiellen Schäden
- Kategorisierung der Aufgaaben
- Identifizierung der Risikokontrollen
- Identifizierung der Bewertungsmethoden
- Aktualisierung der URRA
Das Kapitel IV beschreibt das Einreichen einer URRA an zwei Beispielen. Einmal wird gezeigt, weshalb kein HF-Validierungsplan entwickelt werden muss, das andere Mal weshalb doch.
Im Kapitel V werden dann vier Praxisbeispiele vorgestellt, wie eine URRA zur Bestimmung von HFS Ergebnissen und zur Zulassung eingesetzt werden können für
- eine vorgefüllte Spritze (Pre-filled Syringe), die von erfahrenem Personal eingesetzt wird
- einen Autoinjektor für Notfälle, eingesetzt von Laien
- einen Autoinjektor für Laien, bei der URRA in Verbindung mit Vergleichsanalysen eingesetzt werden
- ein Arzneimittel mit komplizierten Dosierungs-Schema
Das Entwurfsdokument endet mit einem halbseitigen Glossar und einer einseitigen URRA-Mustertabelle.
Gesamtfazit: Der Entwurf ist mit 13 Seiten überschaubar, gibt aber dennoch interessante Hinweise zur Erstellung von URRAs bis hin zu einer URRA-Mustertabelle.
Sie finden den Entwurf auf der FDA Website.