Neue Q&As aus dem Bereich Visuelle Kontrolle

Das Thema Visuelle 100%-Kontrolle von Parenteralia wirft ständig neue Fragen auf, vor allem beim Einsatz von Vollautomaten oder wenn bezüglich der AQL-Prüfungen statistische Fragenstellungen aufkommen. Folgend finden Sie Antworten auf einige dieser Fragen. Geantwortet hat Dr. Tobias Posset (Leiter Production Support bei Roche Diagnostics).

Frage: Was sind die Unterschiede zwischen Qualifizierungsset, Partikelset (Knapp-Test) und Funktions-Test-Set?
Antwort: Das Funktionsset dient einer Art System Suitability Test, d.h. vor und nach jeder Charge wird damit überprüft, ob die Kameras korrekt funktionieren. Dazu werden in der Regel keine herausfordernden Muster verwendet, sondern eher Einheiten mit Partikeln mit einer Detektionsrate von 100% z.B. 1000 µm große Partikel, Vials mit fehlender Stopfen,...
Qualifizierungsset: das Qualifizierungsset besteht aus produkt-spezifischen Containern, mit Produkt und mit allen bekannten "static" Defekten (Kratzer, falsches Flip-Off, fehlender Stopfen,…). In der Regel enthalten 10-20% der Container des Sets einen Defekt. Neue Fehler bzw. Defekte werden im Qualifizierungsset ergänzt.
Partikelset (Knapp-Test): Sets, die lediglich Partikel enthalten, Partikel von 50µm bis 1000µm, aus unterschiedlichem Material (Kunststoff, Stopfenmaterial, Glas, Metall) also "non-static" d.h. bei denen sicher der Defekt im Container bzw. in der Arzneilösung bewegen können. Partikelsets sind aber auch gleichzeitig Bestandteil des Qualifizierungssets.

Frage: Sollten alle Testsets künstlich durch z.B. ein externes Labor mit definierten Fehlern erstellt werden?
Antwort: Wir machen die statischen Defekte intern und die nicht-statischen Defekte lassen wir teilweise extern herstellen. Man kann aber alles auch extern herstellen lassen. Die statischen Defekte sollten aber so sein, wie sie ihre Herstellmaschine im schlechtesten Fall generiert, deshalb würde ich raten, diese ebenfalls intern zu machen und von QA freigeben zu lassen. Somit hätten Sie repräsentative Schlechtmuster aus Ihrem Prozess. Im besten Fall nehmen Sie Schlecht-Muster aus Ihrem Prozess, aber das lässt sich nicht für alle Muster machen.

Frage: Requalifizierung: Wenn man die regelmäßige Requalifizierung des Vollautomaten mit dem 5000'er Test macht, müssen dann die 5000 Vials aus eine Produktionscharge komplette manuell und am Vollautomat überprüft werden? D.h. muss der in der PQ durchgeführte Mensch-Maschine-Vergleich wiederholt werden?
Antwort: Fast richtig. Die PQ beinhaltetet neben dem Partikel (Knapp-Test)-Lauf und den Lauf zu den "static" Defekten einen 5000er Lauf von GUT-Vials. Dieser 5000er Lauf wird einmal im Jahr für jedes Produkt gemacht. Der Knapp-Test und der "Static"-Test werden nicht wiederholt, außer wenn es Änderungen an den Partikel-Prüfstationen gegeben hat. Ohne Änderung (was bei uns sehr selten vorkommt) wird lediglich der 5000er Test gemacht d.h. 5000 Vials aus dem Vollautomaten werden sowohl vom Menschen als auch von der Maschine angesehen.

Frage: Muss auch ein AQL-Test (1250 randomisierte) Vials für die Requalifizierung durchgeführt werden?
Antwort: Wir machen anstatt dem 5000er Test eine Evaluierung der AQL-Werte. Bei AQL-Test wird ja bereits ein Mensch-Maschine-Vergleich gemacht, sodass man sich den 5000er sparen kann. Einmal im Jahr wird ein Bericht für jedes Produkt erstellt und der Vollautomat wird von AQL-Test zu AQL-Test jedes Mal als requalifiziert betrachtet (=kontinuierliche Requalifizierung). In einem Jahr machen wir somit bei unserer Marktwarenproduktion für weit mehr als 5000 Vials einen Mensch-Maschine Vergleich. Dadurch bekommen wir eine bessere Statistik (je nach Produkt teilweise bis zu 30.000 Vials). Der Vollautomat hat ja schon die Entscheidung "GUT" getroffen und der Mensch verifiziert dies im AQL.

Frage: Wir produzieren sehr viele Produkte mit unterschiedlichen Formaten. Bis jetzt verwenden wir eine Ausschussrate <2% als Akzeptanzkriterium und Mustersätzen aus Produktion für die Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der Maschine.
Antwort: Ein AQL Test sollte für jede Charge durchgeführt werden. Das wird von Behörden und Inspektoren mittlerweile erwartet. Dies ist auch im ECA Best Practice Paper on Visual Inspection beschrieben. Die Überprüfung Ausschussrate wird auch erwartet, dient allerdings mehr dazu, zu erkennen, ob mit einer Charge etwas anders läuft als bei einer unauffälligen Produktion.

Frage: Das Problem ist, dass die Mustersätze regelmäßig erneut erstellt werden müssen, weil sie abgelaufen sind. Wie erstellen Sie das Funktions-Test-Set?
Antwort: Unsere Sets halten teilweise mehrere Jahre. Einzelne Muster müssen immer wieder ersetzt werden. Diese einzelnen Muster werden dann durch die QA freigegeben und wir führen sie im Set ein. Minimum sollte man einmal im Jahr die Sets ansehen und erneut freigeben, wenn man die Sets regelmäßig verwendet.

Frage: Können wir ein paar repräsentative Test-Sets durch ein externes Labor erstellen lassen und dauerhaft verwenden?
Antwort: Im Prinzip können Test-Sets auch durch externe Labore erstellt werden. Es sollte aber ein internes Procedere geben, die Sets auf ihre Eignung zu prüfen und freizugeben. Mindestens einmal im Jahr sollte überprüft werden, ob das Set noch repräsentativ ist und anschließend erneut freigegeben werden. Im ECA Best Practice Paper empfehlen wir diese Kontrolle sogar halbjährlich.

Frage: Wir haben ca. 50 unterschiedliche wässerige Lösungen für ein paar Hundert Produkte (eine Lösung für mehre Formate). Für jedes Produktformat haben wir bis jetzt einen Mustersatz (Funktionsset, Qualifizierungsset inclusive Knapp-Set) aus Produktausschuss erstellt, welches sehr zeitaufwendig ist. Ist es nach Ihrer Meinung sinnvoll, dass wir Parameter wie z.B. Viskosität, Oberflächenspannung der 50 Lösungen messen, um die Produkte zu gruppieren ("Bracketing")?
Antwort: Ich würde an Ihrer Stelle auch ein Braketing machen. Die Rationale über die Viskosität ist vollkommen in Ordnung.

Frage: Kann ein Vollautomat auch ölige Lösungen prüfen?
Antwort: Es spricht nichts gegen eine Inspektion von öligen Substanzen. Allerdings sollte hier eine eigene Qualifizierung gemacht werden, da die Viskosität das physikalische Verhalten der Partikel verändert.

Frage: Soll der Mustersatz für die Qualifizierung (Schulung) der Mitarbeit direkt aus Produktionsausschuss oder basierend auf die typischen Defekte künstlich erstellt wird?
Antwort: Eigentlich soll das Trainingsset direkt aus dem Produktionsausschuss genommen werden. Leider kommen einige Fehler sehr selten vor, so dass Sie manche Fehler selber herstellen müssen. Letztendlich haben sie ein Set mit produktionstypischen Fehlern, das freigegeben werden muss. Damit ist sichergestellt, dass die Fehler typisch sind und Sie können anschließend darauf schulen.

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