Neues EMA "Reflection Paper" zu Heparin und anderen biologischen Ausgangssubstanzen
Mit unserer GMP News vom 26. März 2012 über die FDA Draft Guidance zur Qualifizierung von Heparin-Herstellern haben wir Sie über die aktuellen Anforderungen der FDA informiert. Der in der FDA Draft Guidance aufgeführte Link zur analytischen Methode ist nicht mehr aktuell, das analytische Verfahren zu Überprüfung der Qualität von Heparin ist aber über ein Dokument Laboratory Procedure - Analysis of Crude Heparin by HPLC/SAX for Oversulfated Chondroitin Sulfate verfügbar.
Auch von europäischer Seite wurde am 16. Februar 2012 ein "Reflection Paper" über die Ausgangsstoffe und Zwischenprodukte bei der Herstellung von biologischen Arzneimitteln veröffentlicht: "Reflection Paper on the use of starting materials and intermediates collected from different sources in the manufacturing of biological medicinal products".
Das "Reflection Paper" gilt im Wesentlichen für die folgenden drei Kategorien biologischer Arzneimittel:
- Heparine
- Produkte, die aus Urin gewonnen werden
- Produkte, die aus Plasma gewonnen werden.
Für bestimmte Produkte, wie zum Beispiel Heparin, wird es zunehmend schwierig, die Zulieferer für die entsprechenden "starting materials" in Europa zu finden und pharmazeutische Hersteller benötigen durchaus mehrere Zulieferer, um die erforderliche Flexibilität für die Aufrecherhaltung der notwendigen Versorgung zu haben.
In diesem "Reflection Paper" geht es darum, bis zu welchem Grad in den frühen Herstellungsschritten eine Variabilität zulässig sein kann. Diese Vorschläge lassen sich auch auf andere Produkte wie Insulin oder Pankreatin, hergestellt aus Schweine-Pankreas (Bauchspeicheldrüse) übertragen.
Im Fall von Heparin wird die Schweine-Mukosa als "starting material" angesehen. Über unterschiedliche Herstellungsprozesse können daraus verschiedene Intermediate entstehen. Diese Intermediate gelten aber nicht als "starting materials"! Im Modul 3 des Zulassungsverfahrens ist der gesamte Herstellungsprozess, ausgehend von dem Bezug der Mukosa zu beschreiben. Dazu zählen Art und Land, Rückverfolgbarkeit zum Schlachthof und Bestätigung, dass die verwendeten Tiere für den menschlichen Gebrauch geeignet waren.
In Abschnitt 4.2. wird dann ausgeführt, dass in solchen Fällen ein frühes Intermediat ("early intermediate") definiert werden kann, das aus "starting materials" von verschiedenen Herstellern zusammengesetzt ist. Dieses Verfahren muss aber klar definiert sein, und die Qualitätskontrolle und die Qualifizierung sind hierbei Schlüsselschritte im Herstellungsverfahren für dieses Arzneimittel.
Die Konsequenzen aus dem Heparin-Skandal werden auch Thema bei der 3. Anti-Counterfeit Conference der Universität Würzburg sein. Mehr zu dieser Konferenz mit Referenten, der FDA, des EDQM und der pharmazeutischen Industrie (Merck, Bayer, Novartis) erfahren Sie unter www.counterfeit-conference.org.
Weitere Informationen finden Sie auch im Entwurf des EMA Reflection paper on the use of starting materials and intermediates collected from different sources in the manufacturing of biological medicinal products.
Autor:
Günter Brendelberger
CONCEPT HEIDELBERG