Neues Verfahren - DMF in den USA mit Vollständigkeitsprüfung

Die neue Gebührenordnung für Generika-Zulassungen in den USA (GDUFA), legt fest, was ein Antragsteller für welche Leistungen im Rahmen des Zulassungsverfahrens an die FDA zu zahlen hat (siehe auch unsere News vom 23.Januar 2012). Darüber hinaus bringt GDUFA aber auch Änderungen im Ablauf des Zulassungsprozederes mit sich, die eine Umstellung für die antragstellenden Firmen bedeutet. Eine dieser Konsequenzen ist die ab sofort die obligatorische Vollständigkeitsprüfung ("completeness assessment") des Drug Master Files (DMF) vom Typ II (dieser beschreibt den pharmazeutischen Wirkstoff des Generikums).

Die bisher gängige Zulassungspraxis für ein Generikum sah so aus, dass der eingereichte Zulassungsantrag (ANDA) zunächst dem Reviewprozess (und einem bestimmten Reviewer) zugewiesen wurde und danach der DMF zusammen mit dem Antrag den Review durchlief. Die neue Vorgehensweise der FDA unterscheidet sich erheblich von der bisherigen und wird als "vorweggenommene DMF-Überprüfung" ("preemptive review") bezeichnet. Der Ablauf gestaltet sich wie folgt:

  • Zulassungsantrag und DMF werden eingereicht
  • Der DMF wird einem Review-Team zugeordnet und auf Vollständigkeit überprüft
  • Der DMF durchläuft evt. mehrere Review-Zyklen
  • Erst nach bestätigter Vollständigkeit des DMFs wird der Antrag dem Review-Prozess unterzogen
  • Der Antrag durchläuft evt. mehrere Zyklen
  • Nach erfolgreicher Prüfung des Antrags wird die Zulassung erteilt.

Für den Antragsteller bedeutet diese neue Vorgehensweise, dass er den DMF möglichst vollständig und fehlerfrei einreichen sollte, um unnötige Reviewzyklen und damit wertvolle Zeit zu sparen. Die Bearbeitung des DMF durch das Review-Team wird in der Art eines Frage-basierten Reviews ("Question based Review", QbR) erfolgen. Ein solcher "Question based Review" ist für den Zulassungsantrag selbst bereits gängige Praxis. Die FDA hat angekündigt, dass sie eine Frageliste und eine Zusammenstellung dessen, was sie vom Antragsteller in Bezug auf einen vollständigen DMF erwartet, im Herbst diesen Jahres auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Die Generika-Industrie muss sich nicht nur auf ein geändertes Review-Prozedere bei der Zulassung einstellen; es sind auch zusätzliche Kosten zu erwarten: Gemäß GDUFA schlägt die DMF-Vollständigkeitsprüfung mit 6% der Gesamtkosten für einen Generikums-Antrag zu Buche. Damit ein Antrag auf Zulassung eines Generikums in den USA jedoch überhaupt bearbeitet wird, muss der entsprechende DMF den Status der Referenzierbarkeit ("available for reference") erhalten. Diesen Status erlangt ein DMF nur, wenn

  • die Gebühr fristgerecht entrichtet wurde und
  • die Vollständigkeitsprüfung erfolgreich war.

Die Frageliste des QbR wird für die Generika-Industrie von großer Bedeutung sein, denn spätestens Anfang 2014 wird die FDA fordern, dass ein Quality Overall Summary (QOS) für ein DMF im QbR-Format mit eingereicht wird.

An der Umgestaltung des Reviewprozesses und dem Aufbau des DMF-Teams im "Office of Generic Drugs" (OGD) haben zahlreiche Mitarbeiter dieser Abteilung mitgewirkt. Stellvertretend hierfür seien zwei Namen genannt: Dr. Aloka Srinivasan und Dr. David Skanchy. Aloka Srinivasan war, bevor sie kürzlich die FDA verließ, federführend am Aufbau des DMF-Teams beteiligt; David Skanchy ist der derzeitige DMF-Teamleader.

Weitere Einzelheiten zu diesem Thema können Sie einem Interview mit Aloka Srinivasan entnehmen.

Hinweise:
Dr. Aloka Srinivasan ist Referentin bei der "15th APIC/CEFIC European Conference on Acitve Pharmaceutical Ingredients" vom 7.-9. November 2012 in Budapest. Sie wird dort ausführlich über den DMF-Review, GDUFA und die Konsequenzen für die Generika- und Wirkstoffindustrie sprechen.

In der Veranstaltung "Getting Approval of Generics in the EU and USA" am 15./16. November 2012 in Wien wird diese Thematik ebenfalls ausführlich erläutert.

Autor:
Dr. Gerhard Becker
CONCEPT HEIDELBERG

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