USP-Experte für optische Kontrollen beantwortet Frage bezüglich AQL-Prüfung

Frage:
Wir führen die visuelle Kontrolle von Lyophilisaten (gefriergetrocknete Produkte) wie folgt durch:
  • 100 % visuelle Kontrolle jedes Vials (halbautomatische sowie manuelle Prüfung, abhängig von der Linie) 
  •  AQL-Prüfung erfolgt entsprechend dem ISO-Standard (315 oder 500 Vials, abhängig von der Batchgröße)
  • Prüfung von sichtbaren Teilchen im Labor erfolgt gemäß EP (Stichprobengröße: 20 oder 32 Vials)

Es gibt aber viele Diskussionen rund um die Prüfung auf Partikel und Acceptable Quality Levels (AQL). Deshalb interessiert uns Ihre Meinung zu den Anforderungen für eine AQL-Prüfung von sichtbaren Partikeln. Ist es akzeptabel, ein AQL-Limit von 0,65 für sichtbare Partikel zu definieren, oder muss das AQL bei 0 liegen?

Antwort von Dr. Scott Aldrich*:
Ihr Ansatz ist sehr gut. Überlegungen zur Inspektorenausbildung (wie fähig sind sie?) und den Bedingungen an jedem Prüf-Platz (sind alle identisch?) sind bei der visuellen Kontrolle sind aber ebenfalls sehr wichtig.

Was sind die Erwartungen für die physikalische Qualität für flüssige und Lyo Produkte? Theoretisch sind sie gleich. Aber wie kann man den Inhalt von Lyophilisaten oder festen Dispersionen möglichst zu 100 % überprüfen? Daher wird bei nichtflüssigen Produkten eine vollständige und qualifizierte Prüfung auf Defekte der Verpackung und auf Partikel auf der Oberfläche durchgeführt - zusammen mit einer Stichprobenuntersuchung der Batch-Population. Sie machen das. Die Probenahme folgt typischen Regeln, z. B. ANSI Z1.4 2008 (historische Mil. Std. 105E). Eine PDA-Umfrage ergab, dass 70 % der teilnehmenden Unternehmen ANSI-Z1.4 verwendet und 10 % ISO 2859.1.

Darüber hinaus ist eine umfassende Definition der Kritikalität der Mängel wichtig. Das heißt, was ist "critical", "major" und "minor" für die Verpackung und den Inhalt und was sind ihre Akzeptanzkriterien? Null-Toleranz ist nicht möglich für eine probabilistische Prüfung.

In der AQ-Prüfung galt für die Mehrheit der Unternehmen (PDA-Umfrage) die folgende Defekt-Kategorisierung:

  • Critical: 0 bis 1,0 % (0,10 % Median)
  • Major: 0,1-3,5 % (0,65 % Median)
  • Minor: 0,5-5,0 % (4,0 % Median)  

Antwort von Dr. Berd Renger:**
Für die AQL-Prüfung müssen Sie verschiedene AQLs für verschiedene Mängel definieren. Z.B. ist ein gebrochener Lyo-Kuchen etwas weniger kritisch als eine beschädigte Komponente des Verschlusses. 

Unternehmen definieren oft ein AQL von Null für kritische Fehler (wie die beschädigte Verschluss-Komponente, die möglicherweise die Sterilität beeinflusst), obwohl es kein AQL "0" gibt. Dies ist in probabilistischen Prüfungen unmöglich, und es sollte "0,01" heißen.
AQLs könnten (beispielhaft) sein:

  • 0,001 für "critical" Mängel, z.B. sichtbare Partikel einer bestimmten Größe
  • 0,4 für "major" Mängel wie Unter- oder Überfüllung und zusammengebrochener Kuchen und sichtbare Partikel unterhalb einer bestimmten Größe
  • !;= für gebrochene Lyo-Kuchen
  • 1.5 für Kratzer außen an der Primär-Verpackung

Dies ist aber abhängig von der Art des Produkts und der Art der Verabreichung und kann nicht allgemein definiert werden.

* Scott Aldrich ist Mitglied des USP Dosage Forms Expert Committee und principal Consultant bei Ultramikro, LLC
 
** Dr. Bernd Renger ist Immediate Past Chair der European QP Association und betreibt sein eigenes Beratungs-Unternehmen.

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