Valsartan: woher kommt die Verunreinigung?
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26./27. November 2024
Wie werden Arzneimittel-Medizinprodukt-Kombinationen reguliert?
Nachdem es in letzter Zeit zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Ibuprofen kam, gibt es nun massive Probleme bei Valsartan-Präparaten.
Bekannt ist bislang, dass der Wirkstoff produktionsbedingt mit N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt ist. Betroffen sind Lieferungen des chinesischen Herstellers Zhejiang Huahai Pharmaceutical. Laut Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird diese Substanz von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO und der EU als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft.
Aber wie kommt es nun ausrechnet zu dieser Verunreinigung? Und seit wann besteht diese? Hierzu liest man wenig in den Pressemitteilungen der Behörden. Aufschlussreicher sind hier die Aussagen von Professor Dr. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP), welche im online-Portal von apotheke adhoc veröffentlicht wurden. Es scheint als sei die Verunreinigung "zufällig" entdeckt worden, was Prof. Sörgel durchaus verwundert.
Bereits vorab berichtete apotheke adhoc, dass der chinesische Hersteller die Produktion bereits 2012(!) umgestellt hat. Es scheint, als wurde die Herstellung von Tetrazol geändert und N ,N-Dimethylformamid (DMF) wurde als neues Lösungsmittel eingesetzt. "Beim Abbau von DMF können geringe Mengen an Dimethylamin entstehen. In Gegenwart mit Salpetriger Säure entsteht dann NDMA", so ein Experte zu apotheke adhoc.
Hätte es verhindert werden können?
Dies ist schwierig zu sagen. Im Rahmen einer robusten und gelebten Lieferantenqualifizierung sollte vereinbart werden, dass Änderungen gemeldet werden und evtl. sogar vorab genehmigt werden. Dies hört sich aber einfacher an, als es ist, denn die Wirkstoff-Hersteller wollen Details der Synthese oft nicht Preis geben. Nichtsdestotrotz sollten Kunden versuchen, hier so viel Information wie möglich zu bekommen, v.a. auch über Änderungen am Syntheseweg. Laut Prof. Sörgel "hätte man als guter Chemiker wissen können, dass eine andere Verunreinigung entstehen kann". Sehr kritisch zu sehen ist, dass es wohl schon seit 2012 Verunreinigungen bei Valsartan gibt.
Was können die Qualitätssicherungseinheiten nun tun? Neben den angelaufenen Rückrufaktionen sollten durchaus auch rückwirkend Lieferungen bewertet werden. Mindestens genauso wichtig ist es, zu prüfen, was mit anderen Wirkstoffen des Herstellers ist. Laut deren Website sind dies eine ganze Menge, die wohl auch global vertrieben werden.