Wird der Import von Wirkstoffen aus China und Indien in 2013 zurück gehen?

Wirkstoffe, die in Ländern außerhalb der EU (wie z.B. China und Indien) hergestellt werden, dürfen ab Mitte 2013 nur dann in die EU eingeführt werden, wenn die Überwachungsbehörde des Exportlandes eine schriftliche Bestätigung ausstellt, dass diese APIs unter GMP-Bedingungen hergestellt wurden, die den Europäischen Vorgaben entsprechen. Außerdem muss das Statement auf einer Bewertung gemäß den europäischen Vorgaben basieren. Und schließlich muss sichergestellt sein, dass Informationen über non-Compliance durch die Nationalen Behörden des Drittlandes unverzüglich der EU mitgeteilt werden.

In einer GMP News vom 7. Mai 2012 berichteten wir über den Vorschlag der EU-Kommission zur Einführung einer Vorlage (Template) für die schriftliche  Bestätigung der GMP-Konformität.

Es scheint, dass weder die auf Provinzebene agierenden Behörden in Indien noch in China bisher die Forderung der EU in Ihrer Konsequenz erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen haben. Auch die Wirkstoff-Industrie in Indien ist zwar aufgeschreckt, hat aber keinerlei Maßnahmen veranlasst. Daraus würde sich ergeben, dass ab Mitte 2013 einige Wirkstoffe nicht mehr verfügbar wären. Dieses Szenario wurde schon von verschiedenen Industrie-Organisationen angesprochen. Nun hat die britische Behörde (MHRA) ebenfalls dazu Stellung genommen.

In einem Brief an die SANCO-Abteilung der Europäischen Kommission erklärte die MHRA, dass sich die EU-Behörden dringend mit den Regulatoren in Drittländern in Verbindung setzen müssen, um diese über die neuen Vorgaben zu informieren. Im Brief wird darauf hingewiesen, dass ein Risiko darin besteht, dass europäische Pharmafirmen die Herstellung ihrer Fertigprodukte Offshore (also nach China oder Indien) verlagern könnten, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Denn das Template ist nur für den Import von Wirkstoffen erforderlich und nicht bei dem Import von Fertigprodukten. Zudem könnte es dazu kommen, dass einige Wirkstoffe, die nicht mehr in der EU hergestellt werden, ab Mitte 2013 nicht mehr verfügbar sind. Damit wären auch einige Arzneimittel eventuell nicht mehr verfügbar.

Wie kann diese Problematik gelöst werden? Momentan werden viele Wirkstoffe außerhalb der EU in Betrieben ohne die notwendige GMP-Überwachung hergestellt. Nicht zuletzt der Heparin-Fall hat gezeigt, welche dramatischen Auswirkungen eine mangelhafte GMP-Überwachung von Wirkstoffen hat. In den USA hatte es Todesfälle gegeben, nachdem die Heparin-Chargen unterschiedlicher Workshops nahezu ohne jede Kontrolle zu Heparin-API verarbeitet wurden und schließlich sogar mit dem weitaus billigeren, aus Knorpeln teilsynthetisch hergestellten übersulfatiertem Chondroitinsulfat (OSCS) verfälscht worden waren.

Wenn Herstellungsanlagen innerhalb der EU die neuesten GMP-Anforderungen erfüllen müssen (EU GMP Teil 2 - entsprechend ICH Q7) - warum sollten EU-Behörden den Import von Wirkstoffen erlauben, die die gleichen Standards nicht erfüllen? Die Herausforderung liegt darin, zwar die Verfügbarkeit von Wirkstoffen zu gewährleisten, aber auch sicher zu stellen, dass Herstellungsbetriebe außerhalb der EU keine Kostenvorteile haben können, weil sie GMP nicht implementiert bzw. überwacht haben. Auch im Sinne der Arzneimittelqualität kann es nicht akzeptabel sein, wenn Wirkstoffe ohne die Einhaltung von GMP hergestellt werden. Sofern keine "written confirmation" vorliegt, steigt der Druck auf die Europäischen Behörden, Inspektionen in Drittländern durchzuführen. Auch die Bedeutung der QP declaration und die zugrunde liegenden Audits der Pharmazeutischen Hersteller gewinnen an Bedeutung.

Eine Möglichkeit zur Lösung des Problems könnte darin bestehen, dass EU-Behörden insbesondere die Behörden in Indien und China über die neuen Anforderungen intensiver informieren als bisher. Auf Ministerium-Ebene aber auch auf Ebene der Fachbehörden gibt es seit Jahren einen intensiven Austausch mit beiden Ländern. Unter Umständen ist auch eine Verlängerung der Frist um 6 Monate möglich.

Autor:
Oliver Schmidt
CONCEPT HEIDELBERG

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